Die Portraits

«Die Ideen gehen uns nicht aus»

Jasmin Besançon-Ramseyer leitet in der Generationengemeinschaft mit ihrem Vater die Funrange in Selzach SO. Der einstige Kuhstall gehört heute den Alpakas.

«Als Bäuerin bist du heutzutage vor allem eine Geschäftsfrau und musst den Markt und das Konsumentenverhalten evaluieren. Es gilt abzuschätzen, was für die nächsten Jahre Zukunft hat und was nicht. Und dann braucht es den Mut, darauf zu reagieren. So haben wir vor ein paar Jahren mit der Sojaproduktion begonnen. Dies neben Urdinkel, Weizen, Sonnenblumen und Raps. Urdinkel und Soja waren damals noch Nischenprodukte. Der Preis wird aber auch dort rapide sinken, früher oder später. Das wiederum wird die Produktion beeinflussen. Die Vielfalt ist mir wichtig, genauso wie die Direktvermarktung.

Seit 2018 wohne ich mit meinem Mann Olivier und unserem siebenjährigen Sohn Gilles im Bauernhaus, wo bereits meine Eltern und Grosseltern gelebt haben. Wir sind die vierte Generation hier, Gilles wäre die fünfte. Der Hof mit 25 Hektaren Ackerland gehört inzwischen mir, ich leite ihn aber mit meinem Vater zusammen. Wir bewirtschaften ihn als Generationengemeinschaft. Jeder hat seine Bereiche, um die er sich kümmert.

Fleisch und Milch – das war gestern

Für den Ackerbau ist mein Vater zuständig, ich verantworte die Blumen, das Gemüse und die Alpakas. Die Tiere halte ich seit 2018. Im Freilaufstall, den früher Black-Angus-Rinder bewohnt hatten. Doch Fleischproduktion war einst, Milchproduktion ebenfalls. Heute setzen wir auf Alpakas als Nutztiere. Ich habe mich für die Tiere zu interessieren begonnen, habe eine Schulung zur Haltung besucht, da hat es mir den Ärmel reingenommen.

Aus der Wolle der Tiere lasse ich in der Schweiz hochwertige Produkte herstellen, etwa Duvets, die als reines Naturprodukt eine Alternative zur Daune sind. Ich verkaufe sie zusammen mit anderen Alpakaprodukten. Ich biete auch Spaziergänge mit den Tieren an, die mit ihrem freundlichen Gemüt im Umgang mit Kindern geeignet sind. Unsere Zucht mit Deckservice ist inzwischen relativ gut aufgebaut, gegenüber den Zuchtqualitäten im Ausland aber gibt es noch Luft nach oben. Seit der Pandemie finden auf der Alpakaweide auch Yogastunden statt, die gut besucht sind. Die Ideen gehen uns nicht aus. (...)»

Aus: Vanessa Simili: Vom Eiergeld zur AHV, Bern 2022. Publikation hier erhältlich.