Die Portraits

«Auf Biobetrieben sind Frauen häufiger gleichgestellt»

Regula Bolliger-Flury ist Quereinsteigerin und leitet heute den biologisch-dynamischen Familienbetrieb in Hessigkofen, Buchegg SO.

«Ich war ein Kind, das immer draussen sein wollte. Aufgewachsen bin ich in der Region Basel, nah am Waldrand. Mit 14 besuchte ich das erste mal eine Cousine, die im Tessin einen landwirtschaftlichen Betrieb hatte. Sie führte in einer Lebens- und Produktionsgemeinschaft ein einfaches Leben ohne Strom und war selbstversorgend. (...) Das war für mich ein Schlüsselerlebnis. Von da an half ich bei ihr jedes Jahr zwei, drei Wochen lang mit. Mein Vater war Chemiker und Biologe, genau genommen Botaniker. Wir wanderten viel und mein Bruder und ich haben dabei alle Pflanzen kennen gelernt. So begann ich nach der Matura, mich mit der Möglichkeit zu befassen, ein Landwirtschaftsstudium zu absolvieren.

Für die Landwirtschaftsausbildung in Zollikofen hätte ich nach der Matura eine landwirtschaftliche Lehre machen müssen. Als Stadtkind aber traute ich mich damals nicht, in diese Männerdomäne vorzupreschen. So beschloss ich, stattdessen an der ETH in Zürich Landwirtschaft zu studieren. Nach dem vorgezogenen Praktikum wusste ich: Ich will nach dem Studium in die Praxis. Nach dem zweiten Studienjahr wurde ich schwanger und ergriff daraufhin die Möglichkeit, auf dem Hof, auf dem mein damaliger Freund bereits arbeitete, einzusteigen. Und mit einem Kind das Studium fertig zu machen, war mir zu stressig. Auf dem Hof habe ich dann in der Gemüsesamen-Vermehrung mitgearbeitet, bis wir uns auf die Suche nach einem eigenen Hof begaben.

Senkrecht gestartet

Die biologisch-dynamische Landwirtschaftsausbildung war damals, in den 80er Jahren, gerade frisch entstanden. Mein Partner war dort engagiert. Dass wir biologisch-dynamisch arbeiten würden, war klar. Wir wollten zuerst einen Nebenerwerbsbetrieb suchen und selbstversorgend sein. Allerdings finden konnten wir das nicht, da damals solche Objekte der Bodenspekulation zum Opfer fielen und wir in Konkurrenz zu kapitalstarken Interessenten standen. Mit viel Glück stiessen wir nach langer Suche auf einen kleinen Vollerwerbsbetrieb. So sind wir eher zufällig in den Bucheggberg gekommen. Wir sind beide Quereinsteiger, beide aus der Stadt. (...)»

Aus: Vanessa Simili: Vom Eiergeld zur AHV, Bern 2022. Publikation hier erhältlich.